Abteilung mit internationalem Flair
VfB Fichte fördert Leichtathleten mit Migrationshintergrund und integriert deren Eltern
Bielefeld (sb). Wenn die Leichtathleten des VfB Fichte Bielefeld trainieren, wird Deutsch gesprochen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn immerhin haben 40 der insgesamt 130 Mitglieder der Abteilung Migrationshintergrund. Beim VfB Fichte fühlen sie sich pudelwohl. Denn der Verein setzt auf Integration. »Wir achten darauf, dass keine Cliquen entstehen und mischen die Teams ständig durch«, sagt Heinz Klatt (76), Leiter der Leichtathletik-Abteilung.
Der frühere Gesamtschulrektor hat in den vergangenen elf Jahren die Integration vorangetrieben - gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Kerstin Poltrock (47), sportliche Leiterin der Abteilung. »Wir nennen unsere Abteilung VfB Fichte International«, sagt Klatt und lächelt. Eine passende Beschreibung, denn die Athleten im Alter von 6 bis 25 Jahren stammen aus zwölf Nationen und Ländern wie Ghana, China, Argentinien oder Togo. Aber nach Deutschland ist Sri Lanka am stärksten vertreten. Allein 30 Athleten haben Wurzeln in dem Inselstaat.
Gerade von diesen Athleten können ihre Teamkollegen auch einiges lernen. »Ihre Ehrlichkeit und ihre Freude am Sport sind beeindruckend«, berichten Heinz Klatt und Kerstin Poltrock. »Die Deutschen sind meistens zu sehr auf die Leistung fixiert. Die Menschen aus Sri Lanka nehmen den Sport nicht immer zu ernst und zeigen deutlicher ihre Freude daran.«
Aber auch die Fichte-Abteilung beweist, dass Sport nicht alles ist. Einige ältere deutsche Athleten helfen den jüngeren ausländischen Teamkameraden bei den Hausaufgaben. Und die Trainer unterstützen die Eltern der jungen Athleten bei Behördengängen. »Wir unternehmen also auch viel für die Integration der Eltern«, sagt Klatt. So gehen bei einem Leichtathletik-Wettkampf im Sommer, dem »Summer Cup«, Eltern und Kinder in gemischten Teams gemeinsam an den Start.
Toleranz und ein freundliches Miteinander - das wird beim VfB Fichte groß geschrieben. Und wenn mal ein Athlet mit einer ausländerfeindlichen Reaktion auf die Integrationsarbeit reagiert, scheuen die Abteilungsleiter nicht davor zurück, diesen Sportler auszuschließen. Aber Heinz Klatt stellt fest: »So etwas ist zum Glück nur ein einziges Mal vorgekommen.«
Westfalen-Blatt 04.11.2011